Im April 1916 wurde der Labrador Retriever Club von England gegründet. Anhand eines Entwurfes von Mr. T. Twyford wurde im Juli 1916 der erste offizielle Standard für die Rasse herausgegeben.
Das Komitee, welches sich unter dem Vorsitz des Ho. Mr. Holland-Hibbert (später Lord Knutsford) traf, bestand aus Lord Chesterfield, Lord Lomsdale, Lord Vivian, Lord Harlech, Mr. B. Coutts M. P., Mr. A. Nichol, Mr. Heaton und Mrs. Quintin Dick (später Countess Howe) als Sekretärin und Schatzmeisterin.

Die wesentliche Forderung dieser Arbeitsgruppe war „ein Arbeitshund, ein Apportierhund „par excellence“, ein intelligenter Begleithund und ein Hund, auf den der Besitzer stolz sein konnte, ihn überall mit hinnehmen zu können“.

Bis 1906 war der Flat Coated (Wavy Coated) Retriever die Nummer eins unter den Apportierhunden. Als aber Hunde wie Munden Single, Flapper und Peter of Faskally bei den Field Trials auftauchten, übernahmen die Labradors diese führende Rolle.

Im Standard von 1916 wurden als mögliche Augenfarben braun, gelb oder schwarz angegeben. Die Größe war noch nicht angegeben, wurde also wohl als unwesentlich empfunden. Im Standard 1986 wird die Größe nicht mehr in Inch, sondern in cm angegeben. Hier heißt es jetzt „ideale“ Höhe, 1950 „gewünschte“ Höhe und als Idealhöhe muss man die angegebenen Maße auch betrachten, denn eine Rasse zu züchten, bei der die gesamte Population nur 1 - 2 cm nach oben oder unten von der mittleren Größe abweicht, ist nahezu unmöglich. Leider haben sich bei der Beschreibung des Stopps die Ausdrücke geändert von "slight" (1916) über "pronounced" (1950) zu "defined stop" (1986).
Der Fang sollte lang (aber nicht übertrieben lang) und kraftvoll sein (1916), 1950 und 1986 von mittlerer Länge, aber eben nicht kurz, wie man es heute häufiger sieht. Ein kurzer Fang ist in der Tat bei der praktischen Jagdausübung hinderlich; das Apportieren von Hasen oder auch starken Hähnen ist mit einem kurzem Fang deutlich erschwert.
1916 wurde nur die Farbe schwarz erwähnt, 1950 zusätzlich noch gelb, aber alle anderen einheitlichen Farben wurden geduldet. Seit 1986 sind nur noch die Farben schwarz, gelb und braun erlaubt.

Im neuen Standard wird jetzt auch das vollständige Gebiss gefordert. Sicher haben wir dringlichere Probleme in der Zucht. Einen Hund wegen zwei fehlender Zähne von der Zucht auszuschließen, wie 1973 bei Ch. Timspring Stargazer im Besitz der damaligen DRC-Labradorzuchtwartin Anneliese Keldenich geschehen, ist meiner Meinung nach ein völlig unnötiger Verlust für die damals beginnende Labradorzucht in Deutschland gewesen. Da der Standard aber schließlich in allen Punkten den idealen perfekten Hund, eben ein Wunschbild beschreibt, ist das zu begrüßen, denn zu einem perfekten Hund gehören nun einmal auch 42 Zähne.
Am meisten aber habe ich mich über den ganz neu hinzugekommenen Punkt „Wesen“ gefreut. Mit wenigen Worten wird hier das Charakteristische im Wesen des Labradors herausgestellt. Zu hoffen ist, dass nunmehr das Wesen bei Ausstellungen mehr als vorher in die Beurteilung einfließen wird. Obwohl die Veränderungen, die am Standard vorgenommen wurden relativ klein sind, hat sich die Rasse äußerlich und auch im Wesen zum Teil stark verändert. Ich kann nur hoffen, dass wir die alte Kopfform mit den parallelen Linien von Schädel und Fang und dem sanften freundlichen Ausdruck auch in Zukunft werden behalten können und die Labradors weiterhin wie Labradors aussehen und weder mit Rottweilern noch mit anderen Rassen verwechselt werden können („A Labrador should look like a Labrador and nothing else.“).